liegt 34 km von Hermannstadt an der Durchgangsstraße, die von Osten in den Unterwald Richtung Mühlbach/ Sebes führt. Die Gemeinde wurde um 1200 von deutschen Siedlern gegründet und hatte ab 1355 als einer der historischen Sieben Stühle (mit Sitz eines Königsrichters) eine wichtige Bedeutung.
In Reußmarkt leben heute um die 50 evangelische Gemeindeglieder, von denen 80 % über 70 Jahre alt sind. Insgesamt hat Reußmarkt knapp 4000 Einwohner. „Es gibt keine Traditionen mehr,“ sagt der Kurator Michael Fleischer, als ich ihm mein Projekt vorstelle, "wir können uns nicht einmal mehr selbst begraben!“ Er ist in Reußmarkt geboren und aufgewachsen und fühlt sich als einer der letzten Sachsen im Ort für das sächsische Erbe in Reußmarkt verantwortlich. Allein mit dem Burghüter und wenig Hilfe kümmert er sich um die Instandhaltung von Pfarrhof, Kirche und Friedhof, den materiellen Hinterlassenschaften der Sachsen. An Bräuchen ist in Reußmarkt nichts geblieben.
Eine letzte nostalgische Tradition kann man in der Kirchenburg besichtigen: Eine der Kornkammern in der Burg wird von einer sächsischen Familie noch als Speicher genutzt. Die anderen lagern ihr Getreide im eigenen Hof. Auch zwei Kammern mit Speck gibt es noch: Eine mit frischem Speck, die der Burghüter Herr Hüper Besuchern gern zeigt. Und eine mit altem Speck, der Kurator Michael Fleischer gehört. Er hat ihn vor Jahren dort geräuchert, die Schwarten haben mit der Zeit dunkle Flecken angesetzt. Es ist "Museumsspeck" für Schauzwecke geworden. Herr Fleischer kommt manchmal hierher und wenn er den Speck riecht erinnert er sich, „wie es einmal war“. Er möchte ihn hängenlassen.
Burghüter Hüper mit seinem frisch geräucherten, in der Kirchenburg gelagerten Speck (Foto: Philipp Harfmann)
(Stand Juni 2010, J. Jürgens)