Neujahr

Um den Neujahrstag und die Übergangszeit zwischen den Jahren rankten sich früher viele Bräuche, die mit magischen Vorstellungen zu tun hatten. Am Silvesterabend gingen Bauern in Großkopisch und anderen Orten in den Garten und banden Stroh um die Obstbäume, damit es im nächsten Jahr eine gute Ernte gäbe. In vielen sächsischen Landgemeinden war es üblich, an Sylvesterabend den Zwiebelkalender zu machen: Zwölf Zwiebelschalen, die zwölf Monate des Jahres darstellten, wurden gesalzen und auf einen Teller ans Fenster gestellt. Von der Wassermenge, die sich dort bis zum nächsten Morgen gesammelt hatte, schloss man auf feuchtes oder trockenes Wetter im jeweiligen Monat (siehe F. Pozsony: Festbräuche der Siebenbürger Sachsen, 1999). Diese magischen Bräuche hielten sich bis zum Ersten Weltkrieg aufrecht. (Heute macht man im Rahmen magischer Vorstellungen höchstens noch das Bleigießen, von dem man sich Aussagen über das kommende Jahr erhofft).

Allgemein üblich war früher das Neujahrsblasen: Mit einem Trauermarsch, vom Kirchturm geblasen, verabschiedeten die Dorfkapellen das alte Jahr, mit einem fröhlichen Marsch begrüßten sie das neue. Dieser Brauch hat sich verloren, da heute die Blaskapellen fehlen. Es ist aber noch üblich, dass zu Mitternacht die Glocken läuten.

Den Sylvesterabend feierte man bis in die 90er Jahre im geselligen Rahmen der Nachbarschaften, des Frauenvereins oder der Blaskapelle. Heute ist es eher üblich, im Privaten, in der Familie zu feiern. 

Am Morgen des 1. Januars gingen die Kinder zum Neujahrswünschen, dieser Brauch hat sich meines Wissens allein in Malmkrog erhalten: Wie früher gehen dort die Kinder zu ihren Paten, Verwandten und Nachbarn und bringen ihre Glückwünsche dar, oft in einem kleinen Vers. 

Früher war es in Dorfgemeinden auch noch üblich, dass sich am frühen Neujahrsmorgen der Kurator, das Presbyterium, die Nachbarvater und die Blaskapelle im Hof des Pfarrers versammelten und dem Pfarrer und seiner Familie ein glückliches neues Jahr wünschten. Da es mit wenigen Ausnahmen keine auf dem Land sesshaften Pfarrer mehr gibt, existiert dieser Brauch meines Wissens nicht mehr. 

(Stand Oktober 2010, J. Jürgens)