Von den siebenbürgisch-sächsischen Hochzeitsbräuchen, die besonders auf dem Land sich bis teils in die frühen 1990er Jahre erhielten, ist heute kaum etwas geblieben. Zuerst einmal finden in den heute überalterten evangelischen Gemeinden wenige Hochzeiten statt und wenn, dann sind es heute überwiegend "Misch-Ehen", interkonfessionelle und interethnische Hochzeiten, bei denen die sächsischen Bräuche nicht oder kaum mehr ausgeübt werden. Es gibt seltene Ausnahmen sächsischer Hochzeiten, von denen einige sogenannte "Exporthochzeiten" sind, das Brautpaar lebt also in Deutschland, hat in Siebenbürgen aber Familie und lässt die eigentlich verlorene Tradition der Eltern und Großeltern noch einmal aufleben. (Eine solche Ausnahme war eine Hochzeit, die 2006 in Neudorf bei Schäßburg gefeiert wurde und altesächsische Brauch-Elemente noch einmal aufleben ließ, siehe weiter unten).
Die Hochzeitsbräuche weichten allgemein schon nach dem Zweiten Weltkrieg auf, als begonnen wurde, über Dorfgrenzen hinweg und vor allem über Nationalitätsgrenzen hinweg zu heiraten, was bis dahin nicht üblich gewesen war. War ein Teil des Paares nicht-sächsischer Herkunft, fielen die stark an die gemeinschaftlichen Institutionen wie Nachbarschaften, Schwester- und Bruderschaften gebundenen Bräuche weg. Dazu gehörten die gemeinsame Hochzeitsvorbereitung (Essen, Schmücken des Saals), die die Nachbarschaft übernahm oder der rituelle Abschied von der Jugend, der mit feststehenden Liedern (dem Brautlied) und Geschenken begangen wurde (...). Allmählich verloren sich die Lieder und auch die feststehenden Redewendungen der Wortmänner oder Hochzeitsväter der Braut und des Bräutigams:
Es verlor sich das sogenannte "Hischen", das Freien durch einen Wortmann bei den Eltern der Braut in spe, es verlor sich das Abverlangen der Braut aus dem Elternhaus mit feierlicher Rede und Gegenrede, das gegenseitige "Aufnehmen in die Freundschaft" der Familien von Braut und Bräutigam. (Dieses fand vor der Hochzeit im Beisein der Gäste statt: Braut und Bräutigam begannen bei den eigenen Eltern, baten sie um Verzeihung eventueller Fehler und Beleidigungen und baten dann bei den Schwiegereltern um Aufnahme mit etwa diesem Wortlaut: "Ich nehme Euch als meine Schwiegermutter auf, bitte nehmt mich als Eure Schwiegertochter auf" worauf die Angesprochene antwortete "Ich nehme dich auf als meine Schwiegertochter, nimm mich auch auf als deine Schwiegermutter." So wurde die ganze Verwandtschaft durchgegangen. Manchmal übernahm auch der Wortmann diese Aufgabe (Siehe auch Interview mit Michael Homm aus Neudorf). Es verlor sich weiterhin das Einladen zur Hochzeit durch das Brautpaar oder durch die "Lader" (Bittknechte), die die Gäste persönlich in festen Redewendungen zur Hochzeit luden.
Mit dem Ablegen der Tracht, was in den Städten lange vor 1989, auch auf dem Land teils schon vor der Auswanderung geschah, verlor sich bei der Hochzeit auch das feierliche Ritual der Abnahme des Bortens (Kopfschmuck der konfirmierten, unverheirateten Mädchen), mit der der Abschied von der Jugendzeit für alle sichtbar symbolisch vollzogen wurde.
Für Hochzeiten war es üblich, dass jede eingeladene Familie der Familie des Bräutigams, die die Hochzeit ausrichtete, eine bestimmte Menge an Naturalien für das Essen vorbeibrachte, ein Huhn, Butter und zehn Eier beispielsweise in Hammersdorf. Die Vorbereitungen für das Hochzeitsmahl dauerten mehrere Tage und wurden von den Frauen der Nachbarschaft vorgenommen. Es wurde Hanklich und Kuchen gebacken, Schweine, Kälber, Hühner geschlachtet, Krautwickel, Suppen und Braten bereitet. Bei bis zu 200 Hochzeitsgästen war das eine logistische Meisterleistung.
Kaum eine Familie macht sich heute noch die Mühe, die Vorbereitungen für die Hochzeit inklusive des Essens, selbst zu treffen. Die meisten Hochzeiten werden heute in großen Restaurants gefeiert, die auf Hochzeiten spezialisiert sind. Die Zahlen der Gäste liegen heute immer noch meist zwischen 100 - 200 Personen. Die Geschenke fallen heute üppiger aus als früher, je nach Verwandtschaftsgrad gehört es sich, einen bestimmten Geldbetrag zu schenken, um dem Brautpaar einen eigenen Hausstand zu ermöglichen.
In Neudorf bei Schäßburg wurden im Jahr 2006 bei einer Hochzeit noch traditionelle Brauch-Elemente zelebriert. Der Braut wurde das "Brautlied" gesungen, sie wurde gebockelt und tanzte mit ihrem Bräutigam den "Kotschendanz", den Windeltanz, bei dem sich beide eine Schürze umbinden, in die die Gäste ihnen Geld stecken, die Frauen dem Bräutigam und die Männer der Braut - Geld, das dem bald erwarteten Kind zugute kommen soll. Die Vorbereitungen zur Hochzeit waren ähnlich wie früher von der Gemeinde vorgenommen worden; alle Gäste aus dem Dorf hatten Fleisch, Eier, Mehl und anderes gespendet und beim Zubereiten der Speisen geholfen. Auch im nächsten Jahr wird in Neudorf wieder eine sächsische Hochzeit stattfinden, die Nichte des dortigen Kurators heiratet. Dieses sind jedoch nur noch Ausnahme-Beispiele.
(Stand Oktober 2010, J. Jürgens)