Verloren/ Hochzeitsbrauch in Probstdorf

Bis zur Auswanderung war bis in die frühen 1990er Jahre folgender Brauch in Probstdorf üblich: Für die Hochzeit schnitzten die konfirmierten Jungen aus Berberitze, auch Sauerdorn genannt (sächsisch "Ried Augeresch") den Hochzeitsstab, das so genannte „Hochzetkleappelchen“. Die Berberitze ist ein stacheliger Strauch mit grün-rötlichen Blättern und 4-5mm dicken rötlichen kornförmigen Beeren, die von den Urgroßmütter einst zum Ansäuern von Speisen verwendet wurden. Die Rinde dieses Strauches besteht aus zwei Schichten, einer oberen grauen und einer unteren gelblichen Schicht.

Für den Hochzeitsstab wurde erst die obere graue Schicht bis zum Handgriff komplett geschält. Anschließend schnitt man mit einem spitzen Messer von der gelben Schicht ca. 3mm breite und ca. 2cm lange dünne Scheiben an, so dass über den ganzen Stab verteilt feine Holzfäden wie ein Kräuselband herunter hängen. Über dem Handgriff wurde der Stab mit einem bunten Bändchen verziert. Während des Hochzeitsmarsches in die Kirche standen die Jungen direkt vor dem Kircheingang beidseitig Spalier, hielten die Stäbe kreuzweise übereinander und das Brautpaar und alle geladenen Gäste liefen darunter durch. Gleichzeitig klopften die sich gegenüberstehenden Burschen die Stäbe gegeneinander.


Zeigendes Hochzeitbrauches am Probstdorfer Treffen 2010 in Böhl-Iggelheim;Deutschland

(Text + Fotos: Tidi Hügel, Nov. 2010)