Verloren/ Schulfest in Keisd

Grigorifest

Bis 1990 wurde in Keisd am dritten Pfingsttag das Grigorifest gefeiert. Es war ein Fest der Schulkinder, das sich an folgende Sage anlehnte: Ein Lehrer, er soll sogar aus Keisd gewesen sein, fasste den Entschluss, die plündernd durch Siebenbürgen ziehenden Türken auf eine besondere Weise zu überraschen. Nicht mit Waffengewalt, sondern mit Speis und Trank und seinen versammelten Schülern wollte er sie empfangen, um sie durch Menschlichkeit zu "entwaffnen". Die Türken sollen gekommen und über den freundlichen Empfang und die Gastfreundschaft sehr verwundert gewesen sein. Der türkische Heerführer sah sich die Schüler genau an und erkannte unter ihnen ein Kind, das seinem Sohn ähnelte. Da soll sein Herz weich geworden sein, und er empfahl seinen Kriegern, das Dorf zu verschonen und weiterzuziehen...(Sage entnommen dem Keisder Heimatbuch von Friedrich P. Menning)

Zum Grigorifest zogen die Schüler, streng nach Schuklassen und Alter geordnet, von der Schule vor das Pfarrhaus und dann in den Wald. Die Mädchen trugen einen aus Blumen gebundenen Kopfschmuck, die Jungen eine Fahne. Für jedes Fest wurden aus den oberen Klassen vier Jungen als Trommler, vier Jungen als Leutnants und ein Junge als Hauptmann gewählt, die alle mit Blumen und Bändern geschmückt wurden. Von der Blasmusik angeführt zogen die Kinder in den Wald, wo es einen Tanzplatz für die Kinder, einen für die Jugend und einen für die verheirateten Paare gab. Der Festplatz war mit Tischen, Bänken und reichlich Essen und Trinken vorbereitet. Die Lehrer hatten allerlei Wettspiele für die Kinder vorbereitet: Sackhüpfen, Eierlaufen, Süßigkeiten vom Seil abschneiden und anderes. Obwohl eigentlich nur für die Kinder gedacht, war das Grigorifest ein Fest der Gemeinschaft. 

Während des Kommunismus fand das Fest in Keisd auch statt (während es in anderen Orten nicht gestattet wurden). Die Rumänen begannen sogar, nach diesem Beispiel ebenfalls am dritten Pfingsttag ein ähnliches Fest zu feiern. Auch hier zogen die Kinder zu Blasmusik in den Wald, um dort zu feiern. Die Rumänen haben mit dieser Tradition in Keisd jedoch zum gleichen Zeitpunkt aufgehört wie die Sachsen. Genug Kinder gibt es, aber es scheint der Anreiz zu fehlen, die Tradition ohne die Sachsen fortzusetzen.

(Stand August 2010, Julia Jürgens)