Honterusfest in Kronstadt

Im Oktober 1992 wurde die Tradition des Schulfestes in Kronstadt wieder aufgenommen. Vor dem Zweiten Weltkrieg, im Jahr 1939, war sie zuletzt gefeiert und während des Kommunismus verboten worden. 

Heute findet das Fest nicht mehr wie einst bei der Honterusquelle statt, und auch nicht mit der üblichen Quellenrede, die früher traditionell der Rektor des Honterus-Lyzeums hielt. Die Festreden werden heute vor der Schule gehalten. Gewandert wird heute gemeinsam  in die kleine Schulerau, wo nach dem Aufmarsch der Klassen die Sportwettkämpfe beginnen. Abgeschlossen werden diese vom üblichen Fußballmatch Lehrer versus Schüler. Wie früher ist die Blaskapelle dabei. Das Honterusfest wird vom Demokratischen Forum der Deutschen in Kronstadt heute finanziell unterstützt. Zur Zeit findet es gegen Ende des Schuljahres, also um den 1.Juni, samstags oder sonntags, statt, wobei die Wettervohersage ausschlaggebend ist. (Nach www.forumkronstadt.ro/aktivitaeten/kulturveranstaltungen/)

Zur Tradition des Schulfestes/ Honterusfestes in Kronstadt

Auszüge aus einer Rede, die der Forumsvorsitzende Wolfgang Wittstock anlässlich des in Pfaffenhofen ebenfalls stattfindenden Honterusfestes im Jahr 2009 hielt (siehe www.burzenland.de/Burzenland/neuigkeitenkurzinfos/neuigkeiten/festansprachequellenrede)

"Heute erfüllen sich genau 70 Jahre, seit das letzte Honterusfest auf der Honteruswiese in der Noa bei Kronstadt gefeiert wurde. Die Generation der heute etwa Achtzigjährigen und noch ältere Semester können sich noch aus eigener Anschauung an die Kronstädter Honterusfeste in ihrer ursprünglichen, klassischen Ausprägung erinnern. Bekanntlich wurde das erste Honterusfest am 30. Juli 1845 im Zeichen des 300-jährigen Bestehens des von Johannes Honterus begründeten humanistischen Gymnasiums gefeiert. Ursprünglich als Schulfest gedacht, entwickelte sich das Kronstädter Honterusfest in den folgenden Jahrzehnten zu einem jährlich stattfindenden Ereignis, an dem das gesamte sächsische Kronstadt Anteil nahm und das jedes Mal eine eindrucksvolle Manifestation des mustergültigen Gemeinsinnes und der Heimatliebe unserer Kronstädter Sachsen darstellte. In der Literatur finden sich Hinweise dafür, dass das Honterusfest einmal das größte Volksfest der Siebenbürger Sachsen gewesen ist.

Meiner Generation war es nicht mehr vergönnt, die Honterusfeste auf der nun verbauten Honteruswiese in der Noa zu erleben. Woran ich mich noch recht gut erinnere, das sind die Wiederbelebungsversuche auf dem Kleinen Hangestein in den 50er Jahren. Ich ging damals in die zweite oder dritte Klasse, war also acht-neun Jahre alt und hatte selbstverständlich an Quellenreden und solchem Zeug absolut kein Interesse. Was aber in meiner Erinnerung haften blieb, das sind die Spiele und Wettkämpfe für Kinder, die dort veranstaltet wurden, etwa das Sackhüpfen, dann als Höhepunkt immer das Fußballspiel zwischen der Mannschaft der Professoren und jener der Obergymnasiasten und nicht zuletzt die anrührenden Klänge der Blasmusik, die von einer unserer Burzenländer Gemeinden für dieses Fest verpflichtet worden war. Mit diesen Honterusfesten auf dem Kleinen Hangestein war es bald vorbei, denn Ende der 50er Jahre verschlechterte sich die sozialpolitische Wetterlage im kommunistischen Rumänien erneut, es gab zahllose Verhaftungen und politische Prozesse, die auch die Kronstädter Sachsen – so sie nicht direkt betroffen waren, als Stichworte erwähne ich bloß Schwarze-Kirche-Prozess und Schriftstellerprozess – zumindest einschüchterten und verängstigten.

Zwei Jahrzehnte später gab es noch einmal den Versuch, Kronstädter und Burzenländer Sachsen in einem großen Gemeinschaftsfest zusammenzuführen. Ebenfalls in der Noa – aber nicht am ursprünglichen Platz, sondern auf einer etwas südlicher gelegenen Wiese – wurden in den Jahren 1979 und 1980, jeweils im Juni, etwa zum Abschluss des Schuljahres, sogenannte „Burzenländer Trachtenfeste“ gefeiert, die sich eines großen Zuspruchs erfreuten. Doch die Zeiten, in denen Ceauşescus Nationalkommunismus immer groteskere Formen annahm, waren derartigen Initiativen keineswegs bekömmlich, sodass auf weitere Ausgaben dieser „Burzenländer Trachtenfeste“ verzichtet werden musste.

In Kronstadt wird seit dem Jahr 1992 wieder alljährlich – in der Regel Ende Mai, Anfang Juni – das Honterusfest gefeiert. Diese Kronstädter Honterusfeste neueren Datums haben nicht mehr die Dimensionen der Honterusfeste aus der Vorkriegszeit, es handelt sich nun wieder eher – so wie das am Anfang war - um das Schulfest der Honterusschule, in der weiterhin in deutscher Sprache unterrichtet wird, auch wenn die große Mehrheit der Schüler zu Hause, in der Familie, Rumänisch oder Ungarisch spricht. Zum Programmablauf dieser neuen Kronstädter Honterusfeste gehört eine gemeinsame Wanderung der Schüler, Lehrer, Eltern und Freunde der Schule vom innerstädtischen Schul- und Kirchhof in die Schulerau, auf eine schöne Wiese auf dem Langen Rücken, wo dann mit viel Juchhe Spiele gespielt sowie Sportwettkämpfe veranstaltet werden. Ein Höhepunkt ist, wie früher auf dem Kleinen Hangestein, das Fußballspiel der Zwölftklässler mit den Professoren. Und die Burzenländer Blaskapelle ist auch jedes Mal zur Stelle. Auf die „Quellenrede“ wurde allerdings leider verzichtet."