Schulfest in Zeiden

Heute findet in Zeiden jährlich ein „Kronenfest“ statt. Es ist ein vom Lokalrat und dem Deutschen Forum organisiertes dreitägiges Stadtfest. Seinen Ursprung hat es in einem sächsischen Brauch, dem Schulfest.

Das Fest heute wird als eine Weiterführung der sächsischen Tradition beworben und trägt im Titel immer noch die deutsche Bezeichnung „Zilele Codlei – Kronenfest“ (Die Tage von Zeiden – Kronenfest). Als Fortführung ihrer Tradition wird das Fest von den Sachsen in Zeiden aber nicht akzeptiert. Die meisten besuchen das Fest heute nicht mehr. Wie ist es zu dieser Entwicklung vom Schulfest zum Kronenfest gekommen?

Die Ursprünge des Schulfestes

Das Schulfest wurde in Zeiden erstmals am 7. Juni 1874 gefeiert, auf Initiative des evangelischen Pfarrers Joseph Dück. Es war ein Fest im Freien für die Grundschüler, mit Spielen, Tanz und Musik. 1899 legte der Zeidner Verschönerungsverein einen Festplatz unterhalb des Zeidner Berges an, wo von nun an gefeiert wurde. Höhepunkt des Festes war der sogenannte Wunderkreis, ein in den Rasen gestanzter großer Kreis in Schneckenform, den die Kinder zu Musik durchschritten. Eigens für diesen Marsch durch den Wunderkreis wurde vom Wolkendorfer Komponisten Martin Thies ein Lied komponiert. Am Ende des Kreises bekam jedes Kind ein „Kipferl“, ein süßes Gebäckstück.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Schulfest zunächst verboten. Es gab mehrere Versuche, das Fest zu beleben, im Jahr 1957 fand es einmal in der Organisation der Freiwilligen Feuerwehr statt. Erst 1969 konnte es jedoch wieder richtig aufgenommen werden, nun unter dem neuen Namen „Kronenfest“. Es war nun nicht mehr ein Fest, das die Sachsen unter sich feierten, ein Fest für die Kinder und Jugendlichen, sondern eine Repräsentation nach außen, die folkloristische Elemente der sächsischen Kultur darbot: Nach dem Marsch der Schüler zum Festplatz gab es ein Programm mit Auftritt der sächsischen Tanz- und Chorgruppen aus Zeiden. Ende der 80er Jahre traten auch rumänische Tanzgruppen auf. Höhepunkt blieb der Marsch von bis zu 1000 Kindern durch den Wunderkreis. Dazu kam neu das Aufstellen eines etwa 15 m hohen Mastes mit einer geschmückten Krone, wie auf den Kronenfesten im Alten Land, die im Burzenland eigentlich keine Tradition hatten. Wieso die Krone dazukam und weswegen das Fest umbenannt wurde, habe ich nicht klar herausfinden können. Wahrscheinlich schien das Fest den kommunistischen Autoritäten in der Form des "Kronenfestes", das im Alten Land nach dem Zweiten Weltkrieg auch gefeiert werden durfte, weniger verdächtig. Teil des Zeidner Schulfestes war also nun die Krone, an deren Mast nun nun ein Jugendlicher hinaufkletterte  und von dort die versteckten Süßigkeiten hinunterwarf. Immer noch gab es als Elemente des Festes Sportspiele und z.B. ein zur Tradition werdender Tauziehen-Wettbewerb zwischen Freiwilliger Feuerwehr und Männerchor. In einem Fackelzug ging es zurück in den Ort, zum Abschluss wurde das Siebenbürgenlied gesungen. Bis 1989 fand das Kronenfest in dieser Form statt.

       

Bilder vom "Kronenfest" 1978: Links der Wunderkreis, rechts Kinder in Tracht auf dem Festplatz (Fotos: Wilhelm Roth, mehr Bilder und einen kurzen Bericht vom Zeidner Kronenfest 1978 findet sich unter www.wilhelm-roth.de/Versc/61_Z.htm)       

(Weitere historische Bilder vom Schulfest finden sich online unter http://www.zeiden.de.vu/)

Das "Kronenfest" heute

In den Wirren der Auswanderung ging das Zeidner Kronen- bzw. Schulfest verloren und wurde erst im Jahr 2000 vom Deutschen Forum Zeiden wieder neu initiiert. Seit dem Jahr 2004 ist der Lokalrat als Organisator und Finanzier mit dabei. Seitdem hat sich das Fest aus Sicht der Sachsen von ihrer Tradition mehr und mehr entfernt. Geblieben sind als Elemente von früher der Marsch der Kinder im Wunderkreis und das Erklettern der Krone. In einem Trachtenzug laufen rumänische, ungarische und einige wenige sächsische Kinder und Jugendliche durch den Ort. Ansonsten sind viele „mondäne“ Elemente dazugekommen: Neben Volkstanzgruppen aus ganz Rumänien gibt es heute auch Breakdance, Kunsthandwerkstände, Würstchenbuden. Aus dem Schulfest ist ein kommerzielles Stadtfest geworden.

        

Bilder vom Kronenfest 2010 (Quelle: www.facebook.com/casadeculturacodlea)

(Stand Oktober 2010, J. Jürgens)