Das Peter- und Paulsfest fand bis 1990 am Peter- und Paulstag am 29. Juni statt. (Kronenfest, so sagt Johann Schaas, wird es erst heute genannt, eventuell kam diese Bezeichnung zur Zeit auf, als Siebenbürgen Habsburger Kronland war). Es war gleichzeitig der Ball der Mädchen, der von der Schwesternschaft bzw. von den konfirmierten und noch unverheirateten Mädchen finanziert und organisiert wurde. Die Bruderschaft (also die konfirmierten, noch unverheirateten Jungen) half bei der Musik und dem Aufstellen des Peter- und Paulsbaumes (eines 20 Meter und noch höheren gehobelten Tannenstamms).
Das Peter- und Paulsfest war also ein Fest der Jugend. Seinem Ursprung nach war es eigentlich ein Erntebittfest. Im Vordergrund stand im letzten Jahrhundert aber eine Gelegenheit des Kennenlernens der jungen Frauen und Männer. Zu Peter und Paul, das war das Besondere, durften die Mädchen den Tanz anführen, das heißt sie durften sich ihre Tanzpartner wählen, nicht umgekehrt. Das war in Zeiten strenger Rollenverteilung ein außergewöhnliches Ereignis.
Das Kronenklettern selbst war ein Kräftemessen der jungen Männer. Das ganze Dorf in Festkleidung war versammelt, wenn unter Trommelwirbel der Stärkste, früher der Altknecht (der Leiter der Bruderschaft), sich den Stamm hinauf zur Krone zog. (Es gehörte zum Brauch, dass die Frauen den Stamm in der Nacht vorher mit Seifenwasser oft ein wenig glitschig machten, so dass sich der Schwierigkeitsgrad und damit die Sensation des Kletterns erhöhte.) Die Krone war ein altes, mit Blumen geschmücktes Wagenrad. Eine Speiche war herausgebrochen, dort stieg der Kletterer hindurch, setzte sich auf die Krone und hielt eine kurze, formelhafte Rede, in der er ein Vivat auf wichtige Persönlichkeiten des Dorfes ausrief. Den Preis, ein Körbchen mit Wein und Kuchen, nahm er wieder mit nach unten und teilte es dort auf.
Danach wurde getanzt. Mit Spannung verfolgten die Alten die Pärchenbildung, wer wie oft mit wem tanzte – denn dies verhieß oft die weitere Entwicklung, deren Stadien zeitlich festgelegt waren: Wer bei Peter und Paul zusammenfand und zu Michele (zum Michaelistag am 29. September) noch zusammen war, der feierte noch vor Weihnachten Verlobung und war bis Anbruch der Fastenzeit im nächsten Jahr verheiratet. (Zu Peter und Paul und zur Verlobung, siehe auch die Interviews mit Johann Schaas. Filme werden in Kürze zur Verfügung gestellt).
(Stand Juni 2010, J. Jürgens)