Zu Pfingsten haben sich über Jahrhunderte Elemente alter Frühlingsbräuche gehalten, da das Fest meist in die Zeit des Mai fällt. In ländlichen Ortschaften Siebenbürgens waren die "Mai- oder Pfingstbäume" allgemein verbreitet. Der Mediascher Historiker Carl Göllner unterscheidet bei den Maibäumen drei verschiedene Typen: Den Maibaum für Orts- und Würdenträger, den Liebesmaien und den vegetations-zauberischen Maien. Nur der erste dieser drei Maibaum-Traditionen ist heute noch teilweise lebendig.
Vor der Kirche und vor dem Pfarrhaus werden heutzutage sowohl in den Städten wie in den Dörfern noch Maibäume, meist junge Birken aufgestellt. Das Einholen der Birken aus dem Wald besorgte traditionell die männliche Jugend, es gehörte als geselliges Ereignis – im Waldwurde gegrillt und Wein getrunken – zum Brauch dazu. Wo es noch Jugendliche gibt, übernehmen sie noch heute das Fällen der Birken, zum Beispiel in Malmkrog, Michelsberg oder Petersdorf. Ansonsten ist es zur Aufgabe vom Presbyterium oder von Engagierten der Gemeinde geworden.
Petersdorfer Jugendliche beim Einholen der Maibäume Die Maibäume aufgestelt vor dem Petersdorfer Pfarrhaus
Den „Liebesmaien“ stellten früher die „Burschen“ (die konfirmierten und noch unverheirateten jungen Männer) dem Mädchen ihres Herzens vor das Haus, meist in der Dunkelheit, so dass das Mädchen ihren Verehrer erraten musste, falls es nicht neugierig nachts am Fenster wartete. Für ein Mädchen war es eine Schande, keinen Baum vor ihrer Tür zu finden. Je höher der Baum, desto größer die Liebe, hieß es. Die Bäume symbolisierten die Fruchtbarkeit der neuerwachenden Natur. Dieser Brauch des "Liebesmaien" hat sich unter den Sachsen weitgehend verloren. In einigen Dörfern haben aber Rumänen nach 1989 den „Liebesmaien“ übernommen, so zum Beispiel in Kerz oder Leblang.
Dem "Maibaum" haftet heute keine magische Bedeutung mehr an. Bis Anfang des 20. Jahrhunderts wurde er noch schutzweise vor den Höfen aufgestellt, um böse Geister zu vertreiben, die in der Nacht des 1. Mai umgingen. Aus Gewohnheit oder aus Schmuck stellen sich sowohl Sachsen wie auch Rumänen im Mai heute noch oftmals Birken oder Linden als Schmuck vor die eigenen Häuser.
Darüber hinaus finden zu Pfingsten, wie auch zu anderen Festen, in einigen Gemeinden seit 1990 größere übergemeindliche Pfingstfeste statt, so in Deutsch-Weißkirch oder in Pruden. Hier sind alle nahen Gemeinden aus der Repser bzw. der Schäßburger Gegend zu Gast. Diese Feste beginnen mit einem Festgottesdienst, dann gibt es meist ein Programm aus gemeinsamem Singen, dem Auftritt einer Tanzgruppe und Ähnlichem.
Verloren haben sich die Pfingstumzüge mit der Wahl von Pfingstkönig und -königin, wie sie einmal besonders aufwändig und schön in der Repser Gegend und im unteren Harbachtal gefeiert wurden. Die festlichen Umzüge der Jugendlichen enthielten Anklänge an Formen der Bauernhochzeit, die eine Vermählung von König und Königin darstellte und in einem großen Tanz im Freien endete (ein in Seiburg, Stein und Deutsch-Weißkirch bekannter „Königinnentanz“, bei dem drei junge Schülerinnen im Zentrum standen, ging schon in der Zwischenkriegszeit verloren).
Ein großes Pfingstereignis des Reener Ländchens, das nach dem Zweiten Weltkrieg verlorenging, war ein Wettreiten der jungen Männer in Deutsch-Zepling. In einem eigenen Festgewand mussten die Reiter im vollen Galopp einen Blumenkranz von einem Pfosten reißen.
(Stand August 2010, J. Jürgens)