Verlorene Bräuche in Seiburg

Hier eine kurze Beschreibung, was zu Weihnachten bis zur Auswanderung in Seiburg Brauch war, entnommen dem Heimatbuch "Seiburg in Siebenbürgen" (Hrsg. Martin Guist, Bad Soden 1991). Ein Adventskranz wird auch heute noch von der Gemeinde gebunden, das Leuchtersingen hat sich allerdings verloren, weil es nicht mehr genug Kinder gibt.

"Mit des ersten Adventsonntag beginnt die Vorweihnachts- oder Adventzeit, und damit begannen auch die Vorbereitungen für das schönste Fest des Jahres, das Weihnachtsfest. Zweimal pro Woche, im Religionsunterricht, lernten die Kinder Lieder und Gedichte, oft auch ein Krippenspiel für den Weihnachtsabend. In der Kirche hing während dieser Zeit ein Adventkranz mit den vier Kerzen. Diesen Adventkranz gab es in Seiburg aber erst seit dem Jahre 1930.

In der Gemeinde Seiburg gab es auch den Brauch des Leuchtersingens. Vier Schuljungen übernahmen jeder einen Leuchter. Die Jungen gingen von Klasse zu Klasse und wählten der Reihe nach die Schulkinder zu ihrer Gruppe, bis jedes Kind zu einer Leuchtergruppe gehörte. Das Schmücken der Leuchter erfolgte jedes Jahr neu, und immer war es das Bestreben der Gruppe, ihren Leuchter besonders schön zu gestalten.

Die Christleuchter in Seiburg

Christleuchter in Seiburg (Foto: www.seiburg.de)

Zwei Wochen vor Weihnachten wurden in der Gemeinde Lebensmittel für das Backen gesaumelt. Es führten dies die Mädchen der letzten Klasse durch. Später bucken dann die im Ausschuss vertretenen Frauen des Frauenvereines im Pfarrhof die Weihnachtsmänner, Herzen und Sterne aus Kuchenteig. Man roch, dass es Weihnacht wurde. Diese Bäckerei und noch eine Kleinigkeit für die Schule (Heft, Bleistift oder etwas Ähnliches) wurden zu Päckchen verpackt und für den Weihnachtsabend vorbereitet. 

An Weihnachtsabend wurde der Weihnachtsbaum in der Kirche aufgestellt und mit Christbaumschnuck verziert. Kerzen wurden aufgesteckt, die während des Gottesdienstes ihren hellen Schein verstrahlten. Vor diesem Baum sagten nun die Kinder ihre gelernten Gedichte auf und sangen Weihnachtslieder. Auch das Krippenspiel wurde hier aufgeführt.


War der Gottesdienst zu Ende, so erhielten alle Kinder, groß und klein, eines von den vorbereiteten Päckchen. In unserer Gemeinde war es Brauch, dass kein Kind ohne Weihnachtsgabe das Gotteshaus verlassen durfte. Draußen vor der Kirche erwartete bereits die Blaskapelle die Gemeinde mit ihren schönen Weisen. Das klang so wunderbar schön in der dunklen Nacht, daß sich wohl jeder, der dies einmal erleben durfte, immer daran erinnern wird.

Früh am ersten Weihnachtsmorgen, im Frühgottesdienst, fand das Leuchtersingen statt und ebenfalls am Neujahrsmorgen. In der Kirche wurden die vier Leuchter aufgestellt und zwar einer vor dem Altar und je einer vor den insgesamt drei Eingangstüren. Jeder Leuchter war umringt von "seiner" Jugend. Nun wurde das Lied "Das ist der Tag, den Gott gemacht" gesungen und zwar im Wechselgesang, jede Leuchtergruppe einen Teil der Strophe, die letzte Strophe wurde von der ganzen Gemeinde mitgesungen.

Am zweiten Weihnachtsabend wurde auch oft ein Theaterstück von der Jugend aufgeführt, das unter der Leitung eines Lehrers erlernt worden war. Der an diesen zweiten Weihnachtsabend anschließende Tanz ließ das Weihnachtsfest fröhlich ausklingen."