In Seiburg gab es einst fünf Nachbarschaften: Winkelgassse und Kirchenrücken, Obergasse, Neugasse, Hintergasse, sowie Berggasse. Jede dieser Nachbarschaften hatte zwei Nachbarväter, den älteren und den jüngeren, wobei der ältere Nachbarvater den höchsten Rang in der Nachbarschaft hatte. Die Nachbarväter wurden alle zwei Jahre gewechselt.
Heute betrachtet sich die ganze Gemeinde in Seiburg als Nachbarschaft, an der Tradition des Richttages und auch des Faschings hält sie fest. Es sind heute auch Rumänen als Mitglieder. Der Richttag wird wie früher an einem Samstag vor Aschermittwoch gefeiert. Wie früher tagen beim Richttag nur die Männer: Es wird der Tätigkeitsbericht des letzten Jahres verlesen, den im letzten Jahr verstorbenen Nachbarn gedacht, Tätigkeiten des kommenden Jahres besprochen und die Kasse gezählt. Erst am Nachmittag kommen die Frauen hinzu. Dann gibt es im Pfarrhaus ein gemeinsames Essen und anschließend die Faschingsfeier. Daran beteiligen sich heute nur noch wenige, im letzten Jahr (2009) waren nur drei Familien dabei. Einen verbindlichen Charakter hat der Richttag also nicht mehr.
Tätigkeiten, die die Nachbarschaft heute noch ausübt, sind die Reinigung von Kirche und Friedhof und leichtere Arbeiten am Pfarrhaus oder an der Kirche. Außerdem gehört, als Kernelement der Nachbarschaft, das würdige Begräbnis von Nachbarschaftsmitgliedern dazu.
Richttag und Faschingsfeier finden heute in Seiburg im Pfarrhaus statt, in dem kein Pfarrer mehr wohnt, im Bild der derzeitige Seiburger Kurator Herr Albrich (Foto: J. Jürgens)
(Stand Oktober 2010, Julia Jürgens)