Verlorene Bräuche in Seiburg

Bis in die frühen 90er Jahre gab es in Seiburg noch das Kronenfest. Es wurde hier in einer besonderen Form gefeiert, die an die eigentliche Tradition des Festes als Erntebittfest erinnerte. Die gebundene Krone wurde in Seiburg nämlich nach dem Binden von den Mädchen im Feld versteckt, wo die jungen Männer sie suchen mussten. Hier eine Beschreibung des Kronfestes aus dem Seiburger Heimatbuch:

"Eines der schönsten Feste unserer Gemeinde war das Kronenfest. Schon Tage vor dem eigentlichen Fest wurde im Wald ein Baum bestimmt, den die Bruderschaft zu fällen, zu entrinden und aus des Forst in den Schulhof zu transportieren hatte. Dort wurde der meist zwischen 10 und 15 Meter hohe Stamm aufgestellt und an seinem oberen Ende ein altes, großes Wagenrad aufgesteckt, auf dem die Krone befestigt werden sollte.

Einen Tag vor Peter und Paul sammelten die Mädchen Feld- und Gartenblumen, Immergrün und Kornähren. Am Nachmittag wurde die Krone gebunden und das Kronenholz im Schulhof aufgestellt, in den letzten Jahren im Kirchhof. Am 29.Juni, zeitig in der Früh, wurde die Krone von einem der Amtskechte in einem Kornfeld versteckt. Um 1 Uhr nachmittags versammelten sich die Burschen, alle zu Pferd, am Ausgang des Dorfes, um die Krone zu suchen. War sie gefunden, übernahm sie der Altknecht und geschlossen ritt man zum Dorf.


(Foto: www.seiburg.de)

Bei der Mühle (Dorfeingang) wurde die Burschenschaft von der Gemeinde, alt und jung, der Schwesternschaft, auch in Tracht, und von den Knechtvätern erwartet. Nun zog man in festgelegter Ordnung ins Dorf zum Schulhof

Im Schulhof angekomen, stellten sich die Kinder in einen Kreis um das Kronenholz, dahinter die Mädchen und mit etwas Abstand die Burschen mit ihren Pferden. Der Kurator begrüßte nun die Gemeinde mit einer kurzen Ansprache. Daraufhin übernahm der Wortknecht oder ein anderer Bursch die Krone und stieg über die vorbereitete Leiter das Kronenholz hoch, setzte die Krone auf das Rad auf und hielt nun von luftiger Höhe aus eine humorige Ansprache, wobei er Dörrobst oder Bonbons für die Kinder herunter warf. Nach dieser Rede sang die Gemeinde ein Lied und gewöhnlich sprach nun auch noch der Pfarrer oder manchmal der Lehrer über die Entstehung des Brauches des Kronenfestes. Das Singen des Siebenbürger-Liedes schloß diese Feier. Die Burschen ritten nach Hause, versorgten die Pferde und kamen wieder zurück zum Tanz um die Krone, der bis zum Abend dauerte.

Kronenfest 1981, Foto: Wilhelm Roth. Siehe auch einen Bericht über das Seiburger Kronenfest 1981 unter: http://www.wilhelm-roth.de/Versc/96_Seiburg.htm