Verlorene Bräuche in Neudorf

In Neudorf gab es ehemals fünf Nachbarschaften, die nach '89 zunächst auf drei schrumpften und sich 1993 endgültig auflösten. Auch danach wurde aber für Mitteilungen das Nachbarzeichen noch verwendet, um zu anstehenden Arbeiten, Festen oder Begräbnissen zu rufen. 1996, als die Gemeinde nur noch unter hundert Personen zählte, hörte auch das auf. Seitdem werden Mitteilungen dieser Art in den Abkündigungen nach dem Gottesdienst vorgelesen.

Die Gemeinde hat heute etwa 50 Seelen und ist damit kleiner als eine einzige Nachbarschaft früher war. Sie besteht, wie in anderen Orten auch, hauptsächlich aus älteren Menschen. Der Neudorfer Kurator Michael Homm benutzt heute das Wort „Gemeinschaft“ eher als „Nachbarschaft“. Die Gemeinschaft hält immer noch fest zusammen. Das muss sie auch, so der Kurator, um zum Beispiel Beerdigungen weiterhin gemeinsam und ohne fremde Hilfe von außen zu vollziehen. 

Auch kleinere Arbeiten am Pfarrhaus oder in der Schule, die gerade zurückerstattet worden ist, erledigt die Gemeinschaft heute noch. Größere und schwerere Reparaturen, wie sie jetzt am Dach und Turm der Kirche anstehen, kann heute keiner mehr leisten. Solche Renovierungsarbeiten, die im Fall von Neudorf von einem Experten auf etwa 35.000 € beziffert werden, hätte bis 1989 noch die Nachbarschaft erledigen können, es gab alle Handwerke im Ort, die man brauchte.  

(Stand Oktober 2010, J. Jürgens)