Verlorene Bräuche in Neudorf

Bis 1994 wurde in Neudorf auch noch das Kronenfest am Peter-und-Paulstag gefeiert. Die schon älteren, konfirmierten Jungen zogen morgens in den Wald und brachten den Kronenbaum, eine 20 – 25 m hohe Buche. Sie wurde geschält, um den Aufstieg zu erschweren, hatte andererseits aber mehrere Sprossen als Hilfe. Die Mädchen banden die Krone aus Eichenlaub und Wiesenblumen.

Nach dem Gottesdienst ging die Gemeinde geschlossen zum Kronenbaum, die Jugendlichen marschierten jeweils als Paar, ein Junge mit einem Mädchen. Am Baum hielt der Kurator, dann der Pfarrer eine Rede, und das Siebenbürgen-Lied wurde gesungen. Anschließend war Tanz für die Jugendlichen bis zum Mittag, an diesem Tag durften ausnahmsweise die Mädchen die Jungen auffordern.

Erst nach dem Essen gab es den Höhepunkt, das Kronen-Klettern. Der Mutigste kletterte hoch zur Krone und fand dort einen Korb mit einer Flasche Wein, mit Süßem, einem trockenen Gebäck in Tischtuch eingewickelt ("Beltschen") und Popcorn ("Kekesch"), das an Fäden aufgereiht an der Krone hing. Er las eine Rede vor, die der Kurator geschrieben hatte und warf Süßes für die Kinder nach unten. Wieder unten angekommen, tanzte der Kronenbesteiger mit jedem Mädchen einen kurzen Tanz. Danach war für alle der Tanz eröffnet. War das Wetter gut, wurde bis in den frühen Morgen getanzt.  

(Stand Oktober 2010, J. Jürgens)