Den „Stillen Sonntag der Begegnung“ hat sich der ehemalige Neudorfer Pfarrer Türk 2005 erdacht. Jedes Jahr am zweiten Sonntag im August soll das Treffen stattfinden. Die Idee dahinter ist Folgende: Als die Sachsen aus Neudorf Anfang der 90er Jahre auswanderten, taten sie das sehr schnell und überstürzt. Sie verließen ihre Häuser in großer Hast mit nur einigen Koffern und als ob sie Angst hätten, nicht fortzukommen, wenn sie davon erzählten, reisten viele ab, ohne dass Freunde und Familie davon wussten. Der Zug ging früh morgens und nachts hörte man Türenschlagen und Motorengeräusche, schaute aus dem Fenster und sah: Auch der ist fort, erzählt Kurator Michael Homm. Es gab keine Gelegenheit, Abschied zu nehmen und keine Gelegenheit, bestehende Konflikte auszuräumen. Dazu soll der „Stille Sonntag der Begegnung“ eine Möglichkeit geben.
Eine Möglichkeit der Aussöhnung zwischen den Ausgewanderten und den Hiergebliebenen und auch eine Möglichkeit, gemeinsam zu besprechen und zu planen, wie man Neudorf, Schule, Kirche und Pfarrhaus und auch die sächsischen Traditionen weiter erhalten kann. (Von Juli bis September sind viele der ehemaligen Neudorfer Sachsen zu Besuch. Nur in diesem Zeitraum findet der Gottesdienst noch in der Kirche statt, mit 50 bis 80 Personen. Ansonsten ist der Gottesdienst in der "Winterkirche" im Pfarrhaus, da regelmäßig nur etwa zehn bis 15 Personen kommen).
In der alten Schule, die kürzlich den Sachsen zurückgegeben wurde, ist ein Zimmer eingerichtet worden, das solch ein Begegnungstreffen in gemütlichem Rahmen erlaubt. Bisher ist es aber erst einmal und zwar in diesem Jahr zu einer Begegnung hier gekommen (mit etwa hundert Teilnehmern). In den Jahren davor kam immer etwas dazwischen. Der „Stille Sonntag der Begegnung“ steht noch am Anfang. Eine Aussöhnung ist noch auf dem Weg.
(Stand Oktober 2010, J. Jürgens)