Christleuchter in Michelsberg

Das Leuchtersingen findet am 25. Dezember statt. Früher gab es vier sogenannte Christleuchter - geschmückte hölzerne Kerzenleuchter, die vor Einführung des Weihnachtsbaumes überall in Siebenbürgen üblich waren und sich auch bis in die 90er Jahre in vielen Ortschaften hielten. Bis zum 2. Weltkrieg wurden sie in Michelsberg nur von den Jungen, danach auch von den Mädchen zur Frühmesse in die Kirche getragen und dort am Altar, auf den Seitenemporen und auf der mittleren Orgelempore aufgestellt. Die Holzgestelle der Leuchter schmückte man mit Wintergrün, Gold- und Silberfäden und bunten Papierstreifen. 

In der Frühmesse um 6 Uhr morgens sang zuerst der Mädchenchor im Wechselgesang mit der Gemeinde "Ein Kind gebor'n zu Bethlehem, in diesem neuen Jahr". Dann sangen die Jungen in vier Wechselchören vor den aufgestellten Leuchtern das „Lobt Gott ihr Christen, freuet Euch“. Nach dem Ende der Messe liefen die Jugendlichen als Leuchtersinger bis zum Gottesdienst durch Michelsberg und sangen vor den Häusern weitere Weihnachtslieder. Dafür erhielten sie süßes Gebäck.

Nach 1989 ging dieser Brauch zunächst verloren, wurde aber zehn Jahre später wiederbelebt. Wie ein Bewohner aus Michelsberg erzählt, geschah das ausdrücklich auf Wunsch der Jugendlichen. Heute gibt es nur noch einen einzigen Leuchter, den die Jugendlichen, heute Mädchen und Jungen, schmücken. Das Schmücken des Leuchters ist wie damals ein wichtiger Bestandteil des Brauches selbst. Die ganze Adventszeit hindurch gibt es regelmäßige Treffen, bei denen man gemütlich zusammensitzt und den Leuchter mitsamt den Kerzen aufwändig schmückt. Der Schmuck wird in jedem Jahr neu angefertigt. Natürlich könnte man ihn aufheben und mehrmals verwenden - dann wäre die Tradition aber um ein wichtiges gemeinschaftsförderndes Element ärmer. Außerdem würden die Kenntnisse des Leuchterschmückens nicht an Nachkömmlinge weitergeben und sich allmählich verlieren. (So wie es in Neppendorf geschehen ist: Dort wurde der geschmückte Leuchter einige Jahre lang aufbewahrt. Jetzt, da er eine Auffrischung nötig hätte, weiß niemand der verbliebenen Sachsen oder Landler dort noch, wie genau man den Leuchter geschmückt hat). Zum Leuchterschmücken und Leuchtersingen siehe auch das Intervierw mit Michael Henning (Teil I + II).  

Leuchtersingen in Michelsberg (Foto Copyright www.halberstein.de)

Heute findet am 25. Dezember keine Frühmesse mehr statt. Die Jugendlichen singen heute im Gottesdienst vor dem einen angezündeten Leuchter "Ein Kind geborn zu Bethlehem" (Puer natus).  Wie früher ziehen sie dann durch den Ort, singen vor sächsischen und auch rumänischen Türen, und werden beschert. Wie früher tragen sie auch das Zeichen der Leuchtersinger an ihren Jacken, ein aus Stanniol gefertigtes Efeublatt.

(Stand Mai 2010, J. Jürgens)