Das Christleuchtersingen wird von der Neppendorfer Gemeinde lebendig gehalten, wenn auch in reduzierter Form: Von den ursprünglich vier Christleuchtern sind nur noch zwei in Gebrauch. Bis 1994 gab es noch die „Liachtlkira“ (Leuchterkirche), die Frühmesse am ersten Weihnachtstag. Sie und nicht der Heilige Abend waren der Höhepunkt der Weihnachtszeit. Zur Frühmesse zogen die Leuchtersinger mit den entzündeten Kerzen feierlich in die noch dunkle Kirche ein. Vier Gruppen platzierten sich damals um einen Leuchter auf der Orgelempore, gegenüber des Altars und auf den Seitenemporen. In Kreuzform sang man im Wechselgesang das Neppendorfer Leuchterlied „Lob Gott, Ihr Christen, alle gleich“.
Das Leuchterlied wird heute von der ganzen Gemeinde gesungen, denn es gibt kaum noch Jugendliche und damit keine Leuchtersinger mehr. So werden heute die zwei verbliebenen Leuchter vorn am Altar aufgestellt, im Hauptgottesdienstam am Heiligen Abend, denn auch die Frühmesse findet nicht mehr statt. Die Leuchter sehen heuer etwas mitgenommen aus. Man müsste sie neu schmücken, aber das Wissen des Leuchter-Bindens ist mit nach Deutschland abgewandert. So werden die Leuchter nur jährlich mit ein wenig Moos aufgefrischt. Vielleicht meldet sich ein Kundiger und kann weiterhelfen?
Zwei Neppendorfer Christleuchter vor dem Altar in der Neppendorfer Kirche, fotografiert in den 80er Jahren. (Foto: Fr. Hassfurther, Quelle: http://www.siebenbuerger.de/zeitung/artikel/alteartikel/683-siebenbuergischer-weihnachtsbrauch)
Der Christleuchter (sächsisch: Chrestlichter) ist ein mannshoher geschmückter hölzerner Kerzenleuchter, den es vor Einführung des Weihnachtsbaumes überall in Siebenbürgen gab und der sich auch bis in die 90er Jahre in vielen Ortschaften hielt. Auch heute noch bewahrt hat sich das Christleuchtersingen in Michelsberg und Petersdorf bei Mühlbach.
Der Neppendorfer Christleuchter sieht so aus: An einem Mittelstamm sind drei Kränze befestigt, die nach oben hin pyramidenförmig kleiner werden. Die Kränze sind mit Moos, bunten Papierblumen, vergoldeten Nüssen, Papiervögeln und mit bunten Stoffen umklebten Eiern verziert. Oben auf dem Leuchter steckt die ebenfalls reichgeschmückte Krone mit zwölf Kerzen, die in der Mitte wird „Siebenstern“ genannt.
(Stand Juni 2010, J. Jürgens)