Wie in anderen Orten auch, ist die evangelische Gemeinde Neppendorf heute mit der Nachbarschaft quasi identisch. Die ehemals 26 Nachbarschaften haben sich 1992 auf zunächst vier reduziert, zwei oberhalb und zwei unterhalb der Kirche. Auch diese wurden allmählich zu einer einzigen zusammengelegt.
Größere Aktionen sind wegen des gehobenen Alters der Nachbarn nicht mehr möglich, nur noch kleinere Arbeiten, wie Putzen der Kirche oder des Friedhofs. Ein Richt- oder Sitt-Tag wird nicht mehr gehalten. Vielleicht verstehen sich deshalb nicht alle Gemeindeglieder noch als "Nachbarn": Der Neppendorfer Kurator Josef Beer sagte zum Beispiel, es gäbe heute keine Nachbarschaft mehr, im Jahr 1994 hätten sich die letzten aufgelöst. Der für Neppendorf zuständige Pfarrer Dechant Dietrich Galter bejahte dagegen die Existenz einer Nachbarschaft. Welche Elemente unabdingbar zu einer Tradition gehören, damit sie als solche bezeichnet werden kann, kann nicht generell entschieden werden. Es ist interessant zu sehen, wie die Auffassungen darüber individuell getroffen werden und widersprüchlich sein können.
(Stand März 2010, Julia Jürgens)