Die Begräbnishilfe ist heute noch eine Aufgabe der verbliebenen einen Alzener Nachbarschaft. Die Totenwache findet noch im Haus des Verstorbenen statt. Eine förmliche Abbitte des Toten hat sich nicht erhalten; es sind jedoch immer Männer der Nachbarschaft, die ins Trauerhaus gehen, den Sarg schließen und ihn in den Hof tragen, wo der Pfarrer ein kurzes Gebet spricht.
Der Sarg wird auch immer noch von der Nachbarschaft zum Friedhof getragen, es gibt keinen Totenwagen und keine bezahlten Kräfte für diesen Dienst. Acht Nachbarn tragen den Sarg mit Riemen und Stangen zum Friedhof, zwei bis drei Nachbarn läuten die Glocken, so wie es Tradition hat (zum Begräbnis läutet nicht der Küster, sondern die Nachbarn).
In der dortigen Kapelle findet der Trauergottesdienst statt. Es ist in Alzen üblich, dass der Kurator/ die Kuratorin im Namen des Toten ein Abschiedswort spricht und sich an die Familie und die Anverwandten des Toten mit einer Bitte um Versöhnung und Vergebung wendet. Dies ist keine sächsische Tradition, sondern ist bei orthodoxen Begräbnissen üblich. In einigen sächsischen Gemeinden ist dies aber übernommen worden.
Das Tränenbrot in Alzen besteht traditionell nur aus Brot und Wein, dies ist bei jedem Begräbnis so. Wahrscheinlich wurde das einmal so festgelegt, um ärmere Familien nicht zu belasten. Das Tränenbrot nehmen Männer und Frauen heute noch in getrennten Räumen ein, was wohl noch eine Regel der Nachbarschaft ist.
Die Alzener Nachbarschaft unterhält eine Sterbekasse (eine "Starw-Kass"), in die jeder Nachbar einen Leu einzahlt und die an die Familie des Verstorbenen übergeben wird.
(April 2010, J. Jürgens)