Um das Begräbnis kümmerte sich früher die Nachbarschaft. Der Nachbarvater verständigte die Gemeinde und bestimmte die vier Sargträger und Grabmacher. Da es in Mergeln keine Nachbarschaft und insgesamt nur noch zehn Seelen gibt, kümmert sich darum heute die Kuratorin Katharina Lautner. Wenn die Verstorbenen keine Familie mehr vor Ort haben, was meistens der Fall ist, übernimmt sie es, die Helfer für das Grabmachen zu suchen, meist Rumänen und Roma aus dem Ort. Die traditionelle Abbitte des Toten übernimmt jedoch immer ein männliches Mitglied der Gemeinde. Im Unterschied zu anderen Gemeinden, Schönberg/ Dealu Frumos oder Kleinschenk/ Cincșor zum Beispiel, wurden in Mergeln dazu nie viele Worte verloren. „Erlauben Sie uns, den Toten herauszutragen?“ ist die Bitte des Wortführers der Gemeinde (früher der Nachbarvater) an die Familie des Verstorbenen.
Während des Trauerzuges zum Friedhofs spielte früher die Blaskapelle und es wurden Choräle gesungen. Auch während das Grab zugeschüttet wurde, wurde gesungen. Nach der Predigt des Pfarrers sang man das Lied „Meine Lebenszeit verstreicht“ (Text: Christian Fürchtegott Gellert), hier die ersten beiden Strophen:
I. Meine Lebenszeit verstreicht/ Stündlich eil ich zu dem Grabe/ Und was ist's, das ich vielleicht/ Das ich noch zu leben habe?/ Denk, o Mensch, an deinen Tod!/ Säume nicht, denn Eins ist Not!/II. Lebe, wie du, wenn du stirbst,/ Wünschen wirst, gelebt zu haben/ Güter, die du hier erwirbst,/ Würden, die dir Menschen gaben;/ Nichts wird dich im Tod erfreun;/ Diese Güter sind nicht dein.
Zum Singen reichen die wenigen Stimmen heute nicht mehr. Aber das letzte Geleit geben in Mergeln viele, auch wenn sie nicht zur Gemeinde gehören. Manchmal bereitet jemand unter den rumänischen Nachbarn sogar ein Tränenbrot, das noch auf dem Friedhof gereicht wird.
(Stand Juni 2010, J. Jürgens)