Begräbnis/ Abbitte des Toten in Petersberg

Gibt es in der Petersberger Gemeinde einen Todesfall, ist der Nachbarvater verantwortlich, die Nachbarn über den Tod und den Termin der Beerdigung zu informieren. Die Abbitte des Toten, das Herausverlangen des Sarges aus dem Trauerhaus, wird nach alter Form vorgetragen, in Petersberg ist speziell für diese Anlässe ein Totenabbitter, auf sächsisch "Lechenüefheischer", gewählt. Der Wortlaut der Abbitte ist in einem Buch festgehalten, das der Pfarrer in Verwahrung hält und steht so geschrieben:

"Im Namen der Nachbarschaft wünsche ich einen guten Tag. In tiefgebeugter Trauer treten wir in dieses leidtragende Haus, wo der Herr unsere entschlafene Mitschwester / unseren entschlafenen Mitbruder aus unserer Mitte gefordert hat. Ich bitte nun um diesen toten Körper, der nicht mehr zwischen uns Lebenden aufbewahrt werden kann, sondern weggetragen werden muss, in die dunkle Erde, die unserer alle Mutter ist. Den Leib der Erde, die Seele aber befehlen wir in Gottes Hand, er möge sie krönen mit der Krone des ewigen Lebens. Ich habe auch ein herzliches Mitleid mit der / dem Verstorbenen.

                                                          

Eine Abbitte in sächsischer Mundart ist in Petersberg so überliefert:

                                                    

Daraufhin tragen die Nachbarn den Sarg in den Hof. Zu Beginn und zum Ende der Predigt, die der Pfarrer hält, spielt noch immer die Blaskapelle. Es ist die "Petersberger Blaskapelle", die zwar den Namen und auch die Noten der alten sächsischen Blaskapelle übernommen hat, unter den Bläsern ist aber kein Sachse mehr, sondern rumänische und ungarische Musiker aus dem Umland. Die Musik hat bei sächsischen Beerdigungen einen hohen Stellenwert, ein Begräbnis ohne Blaskapelle ist, so fasst es ein Petersberger, "als würde man einen Hund verscharren."

Das Tränenbrot ist heute in mehreren Varianten üblich. Manche laden nach Hause ein, manche in den Gemeindesaal, manche ins Restaurant und manche lassen es ausfallen. Es war nie Pflicht, das Tränenbrot zu halten, aber eine Zeitlang, so erzählt der Petersberger Pfarrer Dr. Peter Klein, glaubte jeder, den anderen bei der Großzügigkeit des Tränenbrotes übertrumpfen zu müssen, so dass das Tränenbrot irgendwann zu einem Essen im Luxusrestaurant wurde. Dann wurde noch einmal ausdrücklich bestimmt, dass das Tränenbrot freiwillig und nach eigenem Ermessen ausgerichtet werde. So wie es früher auch gedacht war, denn ursprünglich war es nur für Trauergäste, die von auswärts kamen, gedacht.

(Stand Oktober 2010, J. Jürgens)