Nachbarschaft in Neustadt

Von ehemals neun Nachbarschaften hat sich in Neustadt bis heute eine erhalten. Die Nachbarschaft tritt noch jährlich zur sogenannten "Männerkirche" zusammen, um Aktivitäten des vergangenen und des neuen Jahres zu besprechen. Wie in allen heute noch existierenden Nachbarschaften beschränken sich die gemeinschaftlichen Tätigkeiten auf Arbeiten, die im Rahmen der Kirchengemeinde anfallen, am wichtigsten die Mithilfe bei Begräbnissen. Die gemeinschaftlichen Arbeiten sind heute nicht mehr Pflicht, dennoch finden sich, wenn gerufen wird, noch genug Freiwillige, um den Friedhof und die Kirche in Ordnung zu halten. Auch für das Bestehen der Traditionen ist die Nachbarschaft heute noch wichtig: Sie achtet auf die würdige Begräbnis-Ordnung und stellt zum Beispiel zu Pfingsten nach alter Sitte die Birken vor Pfarrhaus und Kirche auf. 

Die Satzungen des Kronstädter Bezirks von 1921 gelten also in gewissen Punkten nach wie vor: 

"Die Nachbarschaft dient dem Zweck, gegenseitige Selbsthilfe der Nachbarn zu fördern, nachbarlich-brüderliche Gesinnung zu pflegen, ehrbare evangelische Lebensführung und gute sächsische Sitte unter den Gemeindegliedern aufrecht zu erhalten, den Stolz und die Freude ebenso an dem ererbten väterlichen Besitz, wie an der Zugehörigkeit zur Volks- und Kirchengemeinschaft und an der Heimat zu wecken und zu beleben, (...)"

Auch den Fasching, den "Fosendich" feiert die Nachbarschaft noch, allerdings nicht mehr mehrtägig, wie es vor 1989 noch üblich war. Heute nehmen daran Männer und Frauen teil (früher war dies den Männern vorbehalten). Maskierung ist allerdings nicht mehr üblich. Gefeiert wird heute im Pfarrhaus mit gemeinsamem Essen und Tanz. Der Fasching wird heute auch übergemeindlich gefeiert, zusammen mit der Wolkendorfer oder der Petersberger Gemeinde (siehe Fasching in Petersberg). Vor 1989 wurde in Neustadt der Fasching von allen Nachbarschaften gemeinsam gefeiert und galt einmal als "größtes gesellschaftliches Ereignis des Jahres" (siehe Website der HOG www.neustadt-kr.de). 

In Deutschland gründete sich unter den ausgewanderten Neustädtern 1956 die „10. Neustädter Nachbarschaft”, die heute „Heimatortsgemeinschaft Neustadt” heißt. Diese Nachbarschaft trifft sich alle drei Jahre in Friedrichroda (Thüringer Wald). Im Jahr 2008 fand das Heimattreffen zum ersten Mal statt, über 180 ehemalige Neustädter aus Deutschland und Österreich reisten an. Die Feier fand im Gesellschaftshaus statt, in dem früher der Fasching und so manche Hochzeit mit bis zu 500 Personen gefeiert worden war. In Anklang an die Hochzeiten sprach der HOG-Vorsitzende Hellfried Götz von einer Ehe, die geschlossen werde zwischen denen, die ausgewandert und denen, die hiergeblieben seien. Vielleicht entwickelt sich aus den Heimattreffen noch eine neue Tradition.

Mehr Informationen zum Status der Nachbarschaften in Neustadt finden sich auf der Website der HOG www.neustadt-kr.de.

(Stand Oktober 2010, J. Jürgens)