In Großalisch hat sich bis heute eine Nachbarschaft erhalten. Ihre Hauptaufgabe, an der besonders die älteren Mitglieder festhalten, ist die Durchführung der Bestattungen nach Tradition. Da es unter den etwa 30 erwachsenen Gemeindegliedern bzw. Nachbarn nur noch wenige Männer gibt, ist zu einem Begräbnis heute jeder gefragt, besonders zum Grabmachen und zum Tragen des Sarges. Zum letzten Geleit zu erscheinen ist besonders für die Älteren jedoch auch heute noch eine Selbstverständlichkeit.
Die Nachbarschaft in Großalisch hält noch jährlich den Richttag ab, meist am ersten Wochenende im Februar. Der Richttag beginnt mit dem Gottesdienst, in dem eine Versöhnungsfeier, eine gemeinsame Beichte, stattfindet: Die Männer treten dafür in den Chorraum vor den Altar und knien nieder, die Frauen bleiben in der Kirchenbank und knien dort. Gemeinsam wird das Beichtgebet gehalten und die Pfarrerin spricht die Absolution. Eine Versöhnung der Nachbarn untereinander gibt es nicht, allerdings gibt es, so sagt die zuständige Pfarrerin Agnes Köber, auch nichts mehr zu schlichten, denn die Nachbarn stehen außer bei Beerdigungen in keinem Dienst mehr zueinander.
Nach dem Gottesdienst verliest der Nachbarvater den Rechenschaftsbericht des abgelaufenen Jahres, danach gibt es noch ein gemütliches Beisammensein mit Essen, das die Frauen der Nachbarschaft vorbereiten. Die Frauen nehmen heute, anders als vor 1989, am Richttag teil.
Den Faschingsball, der sich vor 1989 an den Richttag anschloss, gibt es heute aufgrund des Alters und der geringen Zahl der Nachbarn nicht mehr.
(Stand November 2010, J. Jürgens)